
Genauso wie Freude, Liebe, Frust, Wut, Angst, Hilflosigkeit oder Ohnmacht gehört Trauer zum Menschsein. Gefühlsvielfalt zu leben bedeutet gleichzeitig, eng mit dem Leben verbunden zu sein. Anstrengende, unangenehme Gefühle, die uns hilflos machen, möchten wir am liebsten wegschieben. So auch die Trauer. Wir können von einer ohnmächtig machenden, ja einer gefühlt unerträglichen Trauer bei Verlust eines geliebten Menschen übermannt werden. Und zu dieser Trauer gesellen sich dann abwechselnd Wut, Ärger, Frust, Freude, Scham oder Liebe. Nicht ohne Grund wird beim Trauern über "Trauerarbeit" gesprochen. Trauern ist ein intensiver emotionaler und auch körperlicher Prozess, der keiner Regel folgt. Und es ist wichtig, zu trauern und dieses Gefühl als das zu mir Gehörende im Moment eines Verlusts zuzulassen. Denn nur so kommt die Seele mit Geist und Körper wieder in ein neues Gleichgewicht.
So soll auch im Rahmen einer Abschiedsfeier, Ihrer Trauer der notwendige Raum und schützender Rahmen gegeben werden. Der Abschied öffnet eine Tür, die zur Trauer führt. Denn erst dann beginnt der eigentliche Prozess der Trauerarbeit. Dabei will die Trauer angenommen und dann Schritt für Schritt ins Leben integriert werden. Der Trauer den notwendigen Platz im Leben des Trauernden zu geben, kann einem Menschen viel Energie und Ausdauer abverlangen. Gleichzeitig ist dieser energieintensiver Prozess unabdingbar, um wieder in eine neue Fülle des individuellen Lebens zu gelangen. Denn wir bleiben mit dem geliebten Menschen auch nach dem seinem Tod weiter in Verbindung. Die Beziehung, die wir zu Lebzeiten mit dem Menschen geführt haben, hört mit dem Tod nicht auf. Sie ist weiterhin da und braucht eine neue Form. Sie besteht weiter als emotionale Bindung und somit weiterhin zum eigenen Leben dazu. Wenn wir unsere Trauer zulassen kann am Ende diese emotionale Bindung uns auch nach dem Tod des verstorbenen Menschen nähren.
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